frische Luft
Bin total müde wiedermal, aber die Weltlage lässt kein Nachlassen zu. Was ich wollte: In den Armen des Vogelmannes liegend aufzuwachen, das Kind in die Schule zu verabschieden, Bilder zu malen und Bücher zu lesen. Etwas zu kochen und die Wohnung aufzuräumen, vielleicht einen Kaffee am Balkon trinken und eine halbe Stunde rumzukugeln gemeinsam. Dann das Kind erfreut wieder zu begrüssen, ihn in Ruhe lassen, zum Lernen motivieren und abends mit Karaoke in den Schlaf zu singen, während der Vogelmann daneben sitzt und ins Handy schaut, oder im Nebenzimmer seine Abreise koordiniert. Ihn am nächsten Morgen zur Verabschiedung zu küssen, und zu hoffen, ihn bald wieder zu sehen.
Was jetzt ist: Struggle, from day to night, einzig, dass das Kind da ist und glücklich versorgt seine Tage meistert, erhellt meine Tage ein bisschen, kaum schlage ich die Nachrichten auf oder gehe auf die Straße, verfolgt mich das nackte Grauen.
Wenn ich also der Antichrist bin, dann aber ordentlich. Und bitte mit dem korrekten Namen bezeichnen: Antireligionix. Ich habe es auf die gesamte Drogenbagage abgesehen, die versucht, unter dem Deckmantel einer angeblich existierenden, höheren Macht, Menschen dumm zu halten und zu unterdrücken, gefügig zu stimmen um für einige wenige noch mehr Kohle ranzuschaffen, damit die dann am Ende der Bewohnbarkeit des Planeten Erde noch irgendwie ein kleines Refugium beleben können mit ihrer inspirierenden und kreativ unbändig pulsierenden Anwesenheit. Nicht.
Was sind das für Langeweiler! Wie langweilig ist Trunp's Schnäuzchen, habt ihr den Mund gesehen, wie er beim Sprechen immer diese eine, kleine Welle der Beleidigteheit nach links oben gezogen hat? Wann hat dieser Mund das letzte Mal schallend über sich selbst gelacht? Weil er einen immensen Bock geschossen hat, der so komisch ist, dass man nichtmal mehr in der besten Phantasie die eigene Unfehlbarkeit aufrechterhalten könnte?
Ach armer alter oranger Mann. Eh. Soll sich dennoch schleichen, ich hab keine Lust mehr auf solche Egozentriker. Ihre Unberechenbarkeit ist nämlich extrem fad. Ich kenne so wen aus dem real life. Da denkt man, oje, der arme Mensch, warum muss der mich jetzt so angehen, völlig ohne Zusammenhang mit meinen Handlungen oder gar meinem Wesen, und sucht krampfhaft nach einem Sinn hinter diesem Aggressionsausbruch. Auf die Art 'was hab ich falsch gemacht, was könnte ich verbessern, was will mich diese Person lehren?' Bis man nach Jahrhunderten drauf kommt, dass es nicht nur egal ist, was man tut, ja, es befeuert dieses Verhalten in keinster Weise, ob man einsteckt oder zurück redet, diese Art der Verbitterung und Wut ist nicht mal mit kindness zu killen, sie hat eine Art roten Knopf in sich selbst, der in dem Augenblick gezündet wird, wenn man innerlich endlich zum einhundert Prozent verstanden hat, dass diese Person am anderen Ende der Leitung lebt, ihre Mission, einem Einzeller wohl ähnlicher, als einem menschlichen Wesen, zumindest innerpsychisch, einzig darin besteht, die von Bauch ins Hirn gefunkten Gefühle unter den nächst besten Baum zu scheißen. Baum in dem Fall: ich. In der Welt: jede beliebige Demokratie, die halbwegs funktional ist. Noch.
Putim und Trunp und Mhiel und wie sie alle so heißen mögen, sind also weder böse, noch gut, noch Antichristen noch Erlöser, sie sind ein Form der menschlichen Existenz, die eine Verdrahtung auf ihrer internen Platine nicht angelötet bekommen haben, einst, denen ein Widerstand schlichtweg fehlt, ein kleiner Lüfter in Hirn, den ein Normalo nie los wird, solange er lebt, der für die frische Brise der Selbsterkenntnis sorgen kann, und das oft nur unbewusst aber dauernd tut, der dieser Aufgabe mit Bravour nachkommt und in leisen Momenten laut zu arbeiten beginnt: 'K, pass auf, da schiesst Du übers Ziel hinaus, da hast Du vielleicht jemandes Gefühle verletzt, da bist Du zu grob, zu unbedacht, zu ernst, zu lustig, zu what ever.' Mit Drogen kann man sich diesen Lüfter rasch ausbauen, ich kenne solche Gestalten, natürlich mit Alkohol, und auch mit viel Geld, vermute ich. Aber es soll Leute geben, die völlig ohne Lüftung auf die Welt gekommen sind. Das ist von großem Übel. Die blasen sich dann immer weiter auf, das merkt man an den immensen Selbstbeweihräucherungen zwischendurch, ich bin der Beste, die Größte, ein Geschenk an die Menschheit und überhaupt, gefolgt vom, natürlich nicht bewußt bemerkten großen Kater, wenn die, sehr rudimentär wahrgenommene Realität kickt, die sich dann in Form von diffusem Schmerz äußert, der, weil die Luft ja nicht ordnungsgemäß raus kann aus dem Typen, durch eine kleine, schiefe Lippe geblasen, grausame Worte und Beschuldigungen an den oder die Nächstbesten oder die, gerade verfügbare schwächste oder sonst wie avisierte Gruppe, die es zu vernichten gilt, von sich pustet. Meine Herren, das ist Küchenpsychologie Grundkurs Fach 1 erstes Semester, aber die Welt hat das anscheinend vergessen und gibt solchen Gestalten gerade sehr sehr sehr viel Raum zum brabbeln und Luft verseuchen. Ich frage mich eindringlich, wieso das so ist, und kann nur wieder davor warnen, dass ein, für die Bevölkerung neues Medium wie damals der Volksempfänger, heute das Internet mit nationalsozial Media, upsi, social Media, Risiken birgt die etwas mit Religionen zu tun haben, weil das mystische Element einer so neuen, ungewohnten Sache, Stichwort Forsythieneffekt, in jeder Person spirituelle Gefühle wecken kann. Oder halt Abwehr, die dann wiederum zum Ausbau des Ventilators führt, jene die es nicht verstehen aber auch nicht gerockt werden wollen, die hauen das kleine surrende Ding dann schnell raus aus dem eigenen Hirn. Der Rest der Menschen ist ja weder dumm noch bestehen die Bevölkerungen aus 80 Prozent Mitläufern, im Gegenteil. Die rockbaren Individuen, denen die Neugier und die Lust am Schönen nicht vergangen sind, verstehen einfach nicht auf Anhieb, was da passiert. Darum können jene, die ohne Skrupel und ohne Belüftung sind, mit ihnen Schlitten fahren und ihnen Dinge einreden, die einfach nicht korrekt sind. Nicht, weil die meisten Menschen das nicht verstünden, aber sie glauben. Es ist nichts schlechtes, zu glauben, selbst große Physiker und Wissenschafter haben an Ende ihrer Laufbahnen erkannt, dass sie das Rätsel der Existenz nicht zu lüften im Stande waren und sich zumindest bekannt, Agnostiker zu sein. Das Leben ist magisch, niemand kann es erschaffen, aus sicher heraus, es ist ein Wunder, wir Frauen wissen das oft besser, weil das Ausbrüten eines Kindes und das Kümmern immer noch unsere Domänen sind, oft. No Pressure, das meine ich nicht ausgrenzend, ist nur eine Beobachtung.
Aber dieses Wissen, dass Trunp und Putim einfach ein kleines Stück Hardware fehlen, und die Menschen am anderen Ende der Nahrungskette, die verheizten, bettelarmen Soldaten, die Flüchtlinge ohne Ziel und Anker, die Frauen, die sterben, weil sie nicht abtreiben dürfen, und so fort, ihre Opfer sind, weil jene dazwischen nicht STOPP rufen, sich hinwenden zu einer Ordnung der Dinge, die dem Glauben seinen Platz zuweist ohne ihn an diffuse Herrscherparodien auszulagern, an Techversprechen oder die Möglichkeit von wirtschaftlichem Supererfolg, muss man sich bewußt machen. Und dann bitte, macht was. Es liegt leider echt in eurer Macht.
Mein Vogelmann ist zu weit weg. Mein ruhiges, friedliches Leben ebenfalls. Das liegt nicht in meiner Macht, wenn er nicht herkommen mag, dann warte ich eben weiter, und warten kann ich gut. Aber diesen Text schreiben kann ich und ihn abschicken kann ich auch. Dass er nichts bringt, wage ich zu bezweifeln, denn immerhin hab ich eine Strategie für mein kleines, unbedeutendes Leben, und den Umgang mit Leuten ohne Frischluftzufuhr, die mich die letzten Nerven kosten täglich, gefunden. Ich bringe ihnen eine Tasse Tee, stopf mir meine Dinger ins Ohr, will keine Werbung machen, sie sind super, so kleine Knöpfe mit Griff zum Schalldämpfen, und dann seufze ich mit den Luftlosen im Duett ihre Serenaden, bis sie rausgeplatzt haben, wer ihr Luftschloss der persönlichen Herrlichkeit zum Platzen gebracht hatte, puste sie einmal kurz an, um die dicke Luft zu vertreiben, und lege ihnen den Prospekt eines Spezialisten unauffällig auf den Couchtisch. Heute kann man eh alles bestellen, sicher auch interne Differenzprojekte. Dann bete ich ein kleines Gebet, intern, überprüfe meine Druckluftleitungen, justiere hier und da, und mache weiter meinen Dienst an der Sache. Ewig leben werden die auch nicht, egal wieviel Ersatzteile sie gratis bekämen, denn, auch das ist ein Interna aus erster Hand: Wer ein Organ ersetzt bekommen hat, braucht an erster Stelle eine Einstellung dazu, sonst stößt der Körper es ab. Liegt nur am richtigen Medikament? Sind Sie sicher?