Donnerstag, 3. Juli 2025
Handwerkszeug für die Seele Teil 2
Erstellt von liuea um 21:37
Eine Dusche hilft manchmal wirklich, so wie aufräumen, abwaschen oder sortieren. Aber ab und zu, da hilft nur mehr weinen. Wenn der Kummer zu groß wird, weil die Liebe so unendlich ist. Den einen vermisse ich, weil ich das Zeitfenster, in dem ich ihm hätte näher kommen können, einfach verpasst habe, für immer. Die anderen beiden vermisse ich schon jetzt, obwohl sie noch da sind, weil sie einfach älter sind als ich, das bricht mein Herz. Den vierten vermisse ich, weil es mir gelingt, ihm Flügel zu geben, Schritt für Schritt. Den ich seit seiner Geburt kenne, vermisse ich, weil er mich wohl einfach nicht mag und, ich befürchte, nicht mehr mögen wird können, in diesem Leben. Die vielen Weiteren vermisse ich so, weil ich keine Kraft und Zeit habe, sie zu sehen, und die Natur vermisse ich, weil sie in der Stadt nicht zu finden ist.
Den Frieden vermisse ich, weil diese Typen, die keine Liebe in sich tragen, weil sie das Vermissen nicht ertragen können, alles kurz und klein schlagen, immer wieder und so fort.
Wenn ich es aufschreibe, verschwinden die Tränen, das leichte Schniefen wird weniger, der Atem ruhig. So machen das Dichterinnen und Dichter.
Noch leben wir, noch gibt es Hoffnung. Gerade war ich den Heimchen eine Henkersmahlzeit servieren, die in einem Plastikgefäß auf ihren sicheren Tod warten, unter der Hitze leidend, aber der Salamander ist nun mal der Fressfeind dieser Tiere. Also Gurke und Chicoree, was anderes hatte ich nicht. Das Heimchen nämlich, dass heute dem Salamander dann vermutlich gut geschmeckt hat, begab sich, kaum im Terrarium angekommen, sofort zur Wasserstelle. So durstig war es bereits.
Und wenn es nur die Insekten sein werden, die am Ende die Erde bevölkern, das Leben wird gewinnen.
Um Bach, Van Gogh, Af Klint, Florence and the Machine, und so unendlich viele mehr wird es wirklich schade sein, wenn keiner mehr da ist, der sich an großer Kunst erfreuen kann; aber wer weiß, vielleicht lernen Heuschrecken mal zeichnen, oder Kakerlaken veranstalten Konzerte, Grillen zaubern weiße Drosophila aus ihren Hüten um die Geckos im Publikum zu begeistern, oder Fliegen erlernen die Kunst der nouvelle cuisine.
Ich werde es nicht erleben. Ich habe es gelebt.
Handwerkszeug für die Seele
Erstellt von liuea um 18:15
Teil 1
Gute Erinnerungen an spannende Menschen. Flattern so herein, wie ein Zitronenfalter auf mein Kleid, gedruckte Blumen mit der Realität verwechselnd, und gedenke des Internetzes, wie es einst war, freue mich, dass es immer noch Orte gibt, die wie früher duften. Ich habe nicht bloß etwas verwechselt damals, das www.2.0 hat mich angeleitet, über einen Rand zu blicken, der mein Sichtfeld eingeschränkt hat. Den kleinen Ausschnitt, den ich von der Welt sehen konnte, mochte ich nicht richtig, dass es MEHR gab, ETWAS ANDERES, davon hatte ich allerdings nicht die geringste Ahnung.
Obwohl, völlig korrekt ist diese Aussage nicht, denn die vielen Bücher, die ich aus dem Kasteln meiner Eltern verschlungen hatte, einmal quer durch die Literaturgeschichte quasi, hatten mich innerlich bereits vorbereitet, dass Gedanken nicht ausschliesslich etwas waren, dass andere 'strange' oder 'weird' finden könnten. Wie ich kein Wort damals kannte für meine alienhafte Existenz, mich einfach mochte, wie ich war, wusste ich nicht, dass es durchaus Menschen gab, die meine kleinen Gedanken, derer ich mich auch schämte, wenn sie auf taube Ohren stiessen, zwischendurch, in lichte Höhen zu stapeln im Stande waren und nicht nur das, auch Lust drauf hatten und Freude daran empfanden.
Try to be unaufgeregt und unangestrengt. Wenn das leicht wäre, ach, wie leicht es wäre, vermutlich, wenn man schon von Beginn an geleitet würde, seinen Gedanken Raum geben zu dürfen, wie meine Eltern das konnten, aber die Peers leider nicht, und sonst auch niemand im Umkreis, wir waren einfach zu wenige, zu leise, zu schüchtern, zu still, kein Gewese und mit wichtiger Miene in die Brust geworfene Überzeugungsarbeit, wir waren die Nerds, bevor das Wort eine Beleidigung war und lange bevor es zögerlich als eine Art Adelung vor dem Selbst hergetragen werden würde.
Ich glaube immer noch an die Menschheit, bin überzeugt davon, dass alles, was jetzt nach 'Ende der Welt' schreit, nur der verzweifelte Versuch ist, die 'sich-selbst-Einteilung' der Welt, die durch das Netz und die Bubbels entstanden ist, wegzudenken, wegzubomben, wegzuschlagen, weil die Tyrannen eigentlich wissen, dass es zu spät ist, diese Sache umzukehren. Das Bewusstsein, dass es Frieden und Wohlstand durchaus für die alle Menschen geben kann, und wenn man es sich bewußt macht, eventuell auch nicht mehr länger auf Kosten der Umwelt, meine Wenigkeit zB ist seit 2001 nicht mehr geflogen und eine gewisse Flugscham ist durchaus angebracht, wobei ich ein Co2 Kontingent super fände, aber laber laber, später mehr, ich habe Hunger.