Dienstag, 14. Oktober 2025
Eine Reise und ein Tonfall
Erstellt von liuea um 07:46
Der Jammertonfall der Wiener, auf Leidend trainiert, weswegen man Beleidigungen und Spitzen nicht einfach angemessen in die Schranken weisen kann. Das Kindchen-Schema wird schlagend, quasi.
Dazu ein mehr oder weniger ausgeprägter Charme, dem das Untergriffige lieb, das Düstere heilig sind und eine, von Natur aus fast allen Menschen gemeine große Egozentrik und das Wissen um die Geschichte als Mitläufer ohne Zivilcourage, mit viel zu viel eigennütziger Obrigkeitshörigkeit, pfeift einem schnell wie der unangenehme Föhn entgegen, wenn man zurück von wo-auch-immer-man-war ist.
Die daraus entstandene Mischung aus mangelnder Demut dem Leben gegenüber und einer gewissen Opferrolle, die einen bequem durchs Leben bringt, weil eh immer die Anderen schuld sind, macht diesen Flecken Erde, zusammen mit einem ausgebildeten Gespür für Stil und Ordnung, so besonders. Ich liebe Wien sehr, und seine Wiener, wo auch immer sie geboren sein mögen.
Manche der Zugezogenen übernehmen diese oben beschriebene Masche schnell, dass sollte im Sinne der Touristen gerne beibehalten werden, macht es doch die Wiener so putzig, irgendwie. Für die Zukunft der Welt und Wien im Speziellen ist es jedoch nicht die zu wählende Form, hier wären konzise, offenen Kommunikation, die zur eigenen Verantwortung stehen kann, dazu viel Tatendrang und Mut zur Veränderung auch gegen die eigene Bequemlichkeit stehend weitaus angebrachter.
Gestern habe ich mit dem Sohn das Mitläufertum besprochen, weil ich selbst meine Nerven am Frankfurter Bahnhof verloren hatte, ihm davon erzählt habe und er das ziemlich schäbig fand. Frau Novemberregen war so nett mit Tipps zu geben, da das Kind beim Downhill gestürzt war und eine Gehirnerschütterung mit Cut über dem Auge aufgefasst hat, weswegen ich nach Hause eilte, das war, im Nachhinein gesehen, wohl nicht ganz nötig, weil er weder geschockt noch verwirrt nur davon redet seither, wie 'geil' das Downhill ist und dass er das unbedingt mit Helm mit Visier und Brille sofort wieder machen möchte, aber so ist das als Mutter, man fährt heim, weil man heim fahren will und darum passt das eh, außerdem stimmten Frau Novemberregens Beobachtungen akkurat, zehn Sekunden nach Ausstieg kam der erste junge Mann und wollte Kleingeld. Ich gab ihm wenig, weil ich keine hatte, später kaufte ich ein belegtes Brot, dann verteilte ich an, glaub ich die nächsten drei Menschen, die fragten, mein Wechselgeld. Auch der Tipp mit dem Wirtshaus war super, ich kehrte ein, trank einen Johannisbeersaft gespritzt und lernte so in der Folge auch die Toilette des Bahnhofs kennen, wo es zu einer skurrilen Situation kam, eine Frau sneakte mit mir durch die Bezahlschranke, sie hatte kein Geld mit, stellte sich später heraus, die Sirene ging los, sie sagte zu mir 'can i come with you to the toilet? was ich entschieden ablehnen musste, 'No, you can't come to the toilet with me, no way.' Sie winkte ab und meinte, das wäre eh nicht ihr Anliegen, ich solle nur bitte warten, damit sie mit mir wieder aus der Anlage heraus gehen könne. So soll es sein, wir plauderten beim Rausgehen noch kurz über die Verspätung des Zuges und ihre Unwissenheit über die Tatsache, dass das Klo nur gegen Bezahlung zu betreten sei, und gingen getrennter Wege.
Im Hotel hatte ich auch schon so eine wilde Situation gehabt, ich lache immer noch, es war so: ich wollte früher abreisen, kurz vor 21 Uhr ist mein Zug gegangen, aber die Rezeption war nicht mehr besetzt und telefonisch erreichte ich, vorerst, auch niemanden. Da sah ich eine Dame vor der Türe rauchen, ich ging in ihre Richtung zur Seitentüre, da kam sie auch schon herein und erschrak sehr. Ich entschuldigte mich, und fragte sie, ob sie hier her gehören würde, was sie bejahte. Dann erklärte ich ihr die Situation und ob ich ihr den Schlüssel übergeben könne da ich früher abzureisen gedachte, weil mein Sohne einen kleinen Unfall gehabt hatte, und sie meinte 'Das muss ich mit der Frau XY meiner Chefin besprechen' und verschwand im Gang.
Zwei Minuten später kam sie mit einer Damen mittleren Alters zurück, die erschrocken meinte, das mit der Abreise sei nicht möglich. Ich so 'Aber ich muss nach Hause, den Zug hab ich gebucht, mein Kind..!?' 'Wir können jetzt nicht fahren!' Sagte sie, 'ich bin fix und alle!' 'Wie, ich darf nicht abreisen? Aber?' die Frau, die ich zuerst gefragt hatte, erkannte das Missverständnis in dem Moment, sagte, zu mir gewandt 'Sie sind auch Gast hier?' Dann war es klar, wir lachten, ein bisschen, aber waren froh dass wir uns nur falsch verstanden hatten, die Frau XY bot mir sogar netterweise an, mich zum Bahnhof zu führen, mit dem Auto, was ich besser angenommen hätte, mehr dazu später, doch nicht tat, weil sie ja von stehend ko gesprochen hatte. Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute und verschwanden in unseren Zimmern.
Dort rief ich drei Taxiunternehmen durch, die ich, schnell schnell gegoogelt hatte, bestellte eines zum Hotel und telefonierte noch eine Weile mit H. Der Gedanke, die offizielle Nummer des Hotels zu wählen kam mir, ich erreichte wen, besprach das mit dem Schlüssel und kurz vor der vermeintlichen Ankunft des Taxis legte ich diesen zur Rezeption mit einem kleinen Zettel und verlies das Gebäude. Ich wäre nicht wieder hineingekommen, es war ein Point of no Return erreicht, meine Heimreise musste stattfinden.
Der Bahnhof ist zu Fuss exakt 26 Minuten entfernt, das weiß ich schon vom Hinweg. Das Taxi kam nicht. Ich wartete, es kam aber nicht. Rief an. Der Typ meinte 'Taxi kommt gleich' es kam aber nicht. Die Uhr zeiget 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges. Von einem Taxi keine Spur. Ich sah nervös auf mein Telefon, da läutete es. Der Typ 'Wo stehen Sie??' 'Ecke diese, Ecke jene Gasse!' 'Hä?' 'Beim ... Hotel!' 'In ..?' 'Nein! In ...!' Der Typ stand mit seinem Taxi im Nachbarort und machte was? Legte auf. Ich stand da, die Uhr zeigte 19 Minuten vor Abreise, Google Maps sagte 26 Minuten zu Fuss, ich lief los.
Erst mal in die falsche Richtung, dann richtig. Es war spannend, hatte einen kleinen Rollkoffer und einen schweren Rucksack, der aber auch Normalgröße hat. Mir fiel, zum Glück, eine alte Pfadfinderidee ein. Ich rannte für zwei Minuten, dann ging ich zwei Minuten um zu Puste zu kommen, dann wieder zwei Minuten rennen, maps lieferte dazu die Zeit, die 26 Minuten wurden zu 25, zu 23, es tat sich eindeutig was. Dass mich dann der Bus zum Bahnhof über den Zebrastreifen lies, checkte ich erst, als ich ihm von hinten auf die Anzeigetafel sah, aber ich grämte mich nicht weiter, das hätte mich von meinem Lauf/Geh Rhythmus abgehalten.
Den Zug hab ich, völlig durchgeschwitzt, gerade so erreicht, kurz bevor ich einstieg kam dann ein DB Hinweis 'Ihre Reise ist ausgefallen, wählen Sie Alternativen' ich so, hmmm, checke die Alternativen, bin unschlüssig, nichts klingt irgendwie besser, und beschliesse, die erste Etappe der Reise nach Frankfurt einfach wie geplant anzutreten, das war der Zug mit den 26 Minuten Rest und der fährt da schon ein, während ich noch nachdenke, und also zusteige. In Wien war ich dann pünktlich auf die Minute, bin in St. Pölten noch spontan umgestiegen in den City Jet, was auch eine gute Entscheidung war, und obwohl der Ersatz-ICE in Frankfurt um 02:00h statt 01:19 losgefahren war, erwischte ich den Anschluss in München, insofern war alles gut.
Das Kind daheim total glücklich, das Wochenende mit seinem Papa war das schönste bis her, das Downhill wird sein neues Lieblingshobby, wenn es nach ihm geht, er schaut aus, als hätte er sich geschlägert, aber er ist emotional gewachsen, um zehn Zentimeter mindestens. Es war vielleicht nicht nötig, dass ich so heimgeeilt bin, aber so hab ich viel erlebt und dass ich dann den letzten zwei Menschen, die mich um Kleingeld gefragt hatten, am Bahnhof in Frankfurt am Main, einfach mit dem Orsch ins Gesicht gefahren bin, zu ersten 'Nein' geschmettert, und zum zweiten 'ich kann nicht! geschrien, weil ich in Gedanken beim O war und mich in Sorgen gesuhlt hatte, tut mir unendlich leid, ich hätte ihnen Geld geben müssen und wollen, weil alle anderen, die von ihnen anschliessend gefragt wurden, dann auch ablehnten, bis auf einen jungen Mann mit Geigenkoffer, der den armen, schlecht riechenden Bettler, der mein 'Nein' abgekriegt hatte, dann zu einem Kiosk begleitet und ihm was zum Essen gekauft hat, ich merkte, wie sich das fortsetzt, wie eine Welle, gibt man nichts, ist man harsch und ungerecht, nehmen die Umstehenden das als Vorbild, sich ebenso zu verhalten. Und umgekehrt! Mir tun die paar Euro nicht weh, ich bin privilegiert, aber die Menschen haben nicht immer eine zweite Chance im Leben, man darf das nicht als selbstverständlich sehen. So bin ich froh, dass mein Sohnemann gestern total sauer war, als ich ihm davon erzählt habe, denn das zeigt, dass er, obwohl er auch manchmal zu großspurig ist, und wenig demütig, ein gutes Herz hat. Und wenn ich einen dazu erzogen habe, einmal kein Mitläufer zu werden, hab ich es richtig gemacht.
Dann jammert er zwar vielleicht, aber mit Bewusstsein. Jetzt muss ich los, es gibt noch viel mehr zu berichten, vielleicht heute Abend! Sende das umkorrigiert ab, keine Zeit mehr. Seht es mir nach, bitte.
Dienstag, 7. Oktober 2025
Sonntag, 5. Oktober 2025
Hi :D
Erstellt von liuea um 13:04
Bin da etwas auf der Spur, das muss ich euch erzählen.
Jeder, der hier liest, weiß ja, dass ich schon diverse Diagnosen hatte in meinem Leben. Die vorletzte war bipolar, nachdem sich die als nicht haltbar erwiesen hat, fand mein Psychiater ich würde an einer Angst-Glücks-Psychose leiden, oder besser gesagt: ich litt an dieser, nicht ICD-10 konformen Krankheit, denn seit über zehn Jahren sagt er immer, wenn er mich sieht 'Sie sind aber doch gesund, Frau Liuea' und ich teile seine Einschätzung in den allermeisten Fällen. Auf meine Nachfragen nach einer anderen Diagnose, über die man ja mannigfaltig im Netz zu stolpern in der Lage ist, winkt er immer lachend ab. 'Narzisstisch, Sie?' und meine letzte Frage in diese Richtung, ob er fände, ich sein in einer manischen Phase, weil ich 2 Betten und diverse Einrichtungsgegenstände gekauft habe, stellte er interessante und kluge Gegenfragen, damit war das Thema ebenfalls erledigt. Ich bin mir langsam nicht mehr ganz sicher, ob er mir diese altmodische Diagnose nicht nur gegeben hat, weil ich dazu fast nichts recherchieren kann, da es kaum Informationen darüber im Netz gibt.
Und gerade denke ich, was für ein schlauer Herr Doktor, weil ich, wegen mangelnder Fachartikel, begonnen habe, mir meine eigenen Gedanken zu machen, und das ist bekanntlich nie ein Fehler.
Also! Bipolar (früher manisch/depressiv) kann in rapid cycling Phasen oder Ultra rapid cycling Phasen auftreten, man spricht davon, wenn die Hoch- und Tiefstimmungen rasch wechseln.
Seit Covid ist ja viel passiert in meiner Wahrnehmung der Zeit an sich, es war nicht ungewöhnlich, dass ich während Pandemie-Zeiten einen tag zu Tode betrübt und den nächsten himmelhoch jauchzend verbrachte, ohne wirklich sichtbaren äußeren Zusammenhang mit irgendwelchen Umständen.
Vorerst. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich meine gute Laune wie das Amen im Gebet bei er Garderobe abgeben musste, sobald ich tags zuvor auch nur einen Schluck Alkohol getrunken hatte. Letzten August ließ ich das dann (mit nur wenigen Ausnahmen seither) völlig bleiben, ich vermisse nichts.
In weiterer Folge begann ich mich, mit Sport auszupowern, was ein nächster Baustein auf dem gute Laune Berg wurde. Die Kausalität: mache ich Bewegung - bin ich weniger mürbe, wurde verifiziert. Auf dem Tretmann hab ich bereits über 1k Kilometer zurückgelegt, die 5kg Hanteln und das Krafttraining, sowie die Dehnungsübungen liebe ich heiß.
Dennoch kamen Tage und Stunde in meinem Leben vor, wo ich extrem traurig wurde, von Sorgen gebeutelt und jegliche Zuversicht anscheinend verlierend.
Das ist jetzt nicht wirklich ungewöhnlich, oder gar bedenklich, in dieser Weltlage mit meiner ökonomischen Durchschlagskraft und meinem fortgeschrittenen Alter. Aber da ich ja in gewisser Weise beschädigt bin, blieb ich wachsam. Außerdem lebt in mir ein unbändiger Forscherdrang, mein Forschergeist auf dem Gebiet der Psyche ist ungebrochen, auch wenn ich dafür von Welt und nahem Umfeld allzu oft verlacht und gehasst werde. Ich lasse die Kritik abperlen, nach dem ich sie betrachtet habe, verwende sie oder nicht, denke an die Berggasse und trete das Erbe, als Dilletantin, versteht sich, freudig an.
Also ich wollte mich einfach nicht zufrieden geben damit, als verbitterte alte Frau zu enden. Kein Bock. Ich konnte mich nicht damit abfinden, dass ich meinen geliebten Sohn gezwickt hatte, weil ich eine Anforderung seines Vater an ihn durchsetzen sollte, verließ den Mann und zog im April in eine kleine, wunderbare Mietwohnung, die ich mir kaum leisten kann.
Mittlerweile haben wir, der Ex und ich, das alles ausdiskutiert und ein gute Einvernehmen gefunden, er kommt seiner Rolle als Vater weitaus besser nach, als je zuvor und wir drei, Vater Mutter Kind, sind, wenn auch nicht mehr in einem Haushalt, ohne romantische Beziehung zwischen den Eltern, dennoch ein super Team. Das war ein hartes Stück Arbeit, die sich jedenfalls bis hier hin gelohnt hat.
Der Verzicht auf das Nervengift, der Sport und die Selbstwirksamkeit, die gaben mir einen Schub. Ich hab mich auch irgendwie etwas übernommen, da gleichzeitig die Menopause kickt und ich deswegen viel weniger schlafe. Vielleicht allerdings auch, wegen eines 38,5h Jobs und einem extra fordernden Kind, das nach geistigem Input dermaßen giert, dass ich jeden Tag mehrmals darüber nachdenke, warum ich so ungebildet und dumm bin und manchmal vor Wut über mich platzen könnte. Das Kind badet das aus, gibt Konter und ist in Großen und Ganzen vernünftig und glücklich, denke ich, sieht man von der Weltlage ab, die auch an ihm nicht spurlos vorüber geht. Er ist nicht perfekt, braucht Führung und Struktur, so wie jeder und alle wohl ab und zu, gerade die kleinen und großen Menschen, die mit den besten Ideen und der größten Tatkraft gesegnet sind, umso mehr.
Aber gut, wir wollen hier keine Egos ausbilden, sondern die, vom Universum, Gott oder der Natur gegebenen Selbst-Konzepte an ein soziales Miteinander anpassen, was möglich ist, und oft gelingt, denn die meisten Menschen sind formidable und ich hab sie sehr gerne, auch wenn ich gar nicht jeden kenne, mit vielen hab ich schon gesprochen, da gibt es fast nichts zu beanstanden.
Nur meine schlechte Laune und die Verzweiflung, das ist schon eine seltsame Sache, mit der ich mich nicht abfinden wollte.
Wer hier schon länger mitliest, der weiß, dass ich lange Jahre von einem unerklärlichen Heimweh geplagt wurde. Dieses Gefühl ohne Anker und Sinn, es ist verschwunden. Ich weiß jetzt, ich hatte mich selbst verloren gehabt, in den Anforderungen an mich, die ich servil und antizipierend ohne Widerspruch im Augenblick immer erfüllt hatte. Der Ex, dem man da keinen Vorwurf machen kann, denn das hätte jeder vermutlich so gehandhabt, hat das dankend angenommen. Mein Dienen war Legion.
Die Unterwürfigkeit allerdings ein Motor für Abscheu, so wirklich sympathisch war ich wohl keinem in meinem Umfeld.
Außer dem Kinde, weil bei ihm vergaß ich die Konzepte, wenn wir Lego und Playmobil spielten, aus Kapla Steinen Welten bauten, vor kichern von den Polstern fielen oder ich ihm stundenlange vorlas und sang.
Und weil dieses Kind mich dermaßen vergöttert hat, eine zeitlang, fand ich mich zurückgespiegelt, wie ich hätte sein können, wäre ich im bestmöglichen Umfeld aufgewachsen, kein Vorwurf an meine lieben Eltern, aber der Trauma-Narzissmus, der hier schlagend wurde, hat mich viel Selbstwertgefühl gekostet, im Laufe der Jahre.
Und jetzt komme ich mal zum ersten Punkt in meinen Gedanken:
Das ultra ultra ultra rapid cycling, das mein Leben bestimmt gerade, ist die letzte Vorstufe zur ultimativen Gelassenheit, die sich nicht drängen lässt, nicht bedrängen und nicht nötigen, die tut, was sie für richtig hält, Grenzen deutlich kommuniziert und ansonsten für Licht und Heiterkeit sorgt. Hier ist mein Humor, den ich so vermisse, ich kann ihn kaum erwarten. Hier ist die Zeit, eine Expertin zu werden, auf meinem Gebiet. Hier habe ich dann fertig geforscht, auf dem weiten Feld der psychischen Kausalitäten, hier werde ich frei sein, von den Lasten, die ich mir nicht selbst aufgebürdet habe. Was nicht heißt, dass ich dann in rosaroten Wölkchen herumrenne, ich glaube, eher im Gegenteil, werde ich im schwarzen Polier-Staub wandern, mir die Finger wund und den Rücken krumm hackeln, aber das freiwillig und der Tatsache völlig bewußt, dass ich das bin, die hier ihr Bestes geben wird.
Die schnellen Wechsel zwischen Glück und Angst, sie sind von außen gekommen, an mich herangetragen, durch die Umstände und Ängst anderer Menschen, und nur in mir reproduziert als Panik, wieder krank zu werden.
Was ich gelernt habe, ist, dass ich, soweit es in meiner Macht steht, gestalten kann, was ist.
Ob die Zukunft hell oder dunkel werden wird, das weiß ja keiner. Am Frieden muss man hart arbeiten, wenn man nichts tut, kommt Krieg. Das Böse kommt immer von ganz alleine, am Guten muss man sich mühen.
Darum hab ich keine Angst mehr, gerade, auch dass der Vogelmann mein LO ist, und ich nur in einer Limerenz gefangen. Mitnichten. Der Vogelmann war mein Anker, genauso wie der Sohn einer ist, mich an der Realität des wertschätzenden, respektvollen und gelassenen Umgangs miteinander, der, ja, von Liebe geprägt ist, nicht von Ego und Altlasten und Angst und Sorgen, Phantasien oder Wünschen, sondern von einer Halleluja- Liebe, einem kleinen, geseufzten Halleluja, das bittersüß alles umspannt, festzuhalten und aufzurichten.
Und ich liebe die anderen auch, den Ex, der seine Sorgen mit Mechanismen löst, unter denen wir dann litten, nicht aus böser Absicht, aber aus Unwissenheit und unbewußtem Leben, meine Mutter, die so grob sein kann mit Worten, deren Stimme changiert je nachdem, mit wem sie redet, und die das Konzept 'goldener Bezugspunkt versus schwarzes Schaf' bis zur Perfektion beherrscht, nicht weil sie ein schlechter Mensch wäre, sondern weil es ihr Schutzmantel ist, der ihr hilft, das Unrecht, dass geschah, auszuhalten.
Die Welt ist ungerecht, darüber brauchen wir nicht zu reden, es besteht keinerlei Grund für Optimismus und Hoffnung und Zuversicht.
Wäre die Liebe nicht. Die alles überwindende Liebe. Die Liebe, die nicht kitschig ist, die Liebe zur Wahrheit über sich selbst.
Ich bin aggressiv, hab mir die Atombombe gewünscht, damit eine Ruhe ist. Säße ich vor dem roten Knopf, ich würde ihn nicht drücken. Auch im tiefsten Kummer, der mich immer wieder heimsuchen wird, ich weine schon fast täglich um dieses Leben und die Menschen insgesamt, gebe ich aber nicht auf, nach einer Lösung zu forschen. Auf meiner Sprache, meinen Worten, wird einmal jemand aufbauen, auch wenn sie verschwinden und sie nie wieder wer liest. Sie sind auf die Welt gebracht, sie atmen in die Erde hinein, ich hab sie losgelassen, ich liebte sie und liebe sie noch.
Das Vertrauen, dass meine Wahrnehmung kein Wahn ist, erlaube ich mir. Nach all dem Drehen und Wenden bin ich der festen Überzeugung, dass ich nicht manisch bin, nicht depressiv, nicht vor Glück platze, oder vor Angst vergehe, mich nicht runtermachen lassen werde oder erhöhen, von niemandem, sondern meinen Teil zu leisten gedenke. Wofür das genügen wird, entscheiden dann andere.