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Vor ungefähr einem Jahr habe ich mir einen Tretmann gekauft. In den ersten drei Monaten bin ich 400km geradelt. Den darauf folgenden neun Monaten nur 600km, wegen fast 3 Monaten Pause aufgrund von Umzug und Knie. Jetzt geht es wieder los!
Allerdings war es schon schön, die 1000km Marke geknackt zu haben. Was Sport alles ausgelöst hat, in meinem Leben!
Man könnte denken, ich hätte eine Midlifecrisis, der Zeitpunkt wäre ideal. Dass ich seit mindestens zehn Jahren gejammert habe, ich hätte gerne einen Heimtrainer, und der einfach strickt abgelehnt wurde, denn er stünde im Weg herum und Sport hat man draußen zu machen, denn Heuschnupfen und Co wären eine hypochondrische Einbildung, dass das Feierabendbierchen jeden Tag dann doch dem Gesamtgefüge nichts Gutes getan hat, was ich bemerkt habe, als ich auf Alkohol einfach komplett verzichtete, dass ich mir eine Wohnung gesucht habe, nur mehr in ganz dunklen Momenten denke, das könnte ein Fehler gewesen sein, dass ich meine Pension berechnet habe und erkennen musste, dass ich ab 1.8.2041 entweder wohnen oder essen werde können, dass ich jedoch einen Plan habe, weil ich endlich verstanden habe, was ich wirklich kann, dass ich Virginia Woolfs Buch 'Ein Zimmer für sich allein' anhöre und es nur in kleinen Dosen schaffe, da es mich so herumwirbelt, dass ich meinem Talent und meiner Begabung folgend mein Ding durchziehe und, wenn mir wieder mal jemand vorwerfen würde, es ginge mir ja bloß um Selbstverwirklichung, dann nicht antworten werde müssen, denn die Kommunikation mit diesem Typ Mensch habe ich final eingestellt.
Dass ich zwar jetzt die letzten drei Monate aus Stress geraucht habe, so circa 3 bis 5 Zigaretten pro Tag, aber damit wieder aufhören werde, weil ich es kann, dass ich lese, mit dem Kind übe und Lego spiele, ihm zuhöre und streng bin, dass ich Freund:innen in meinem Leben habe, die ich echt gerne mag, dass O mich 'provokant' schimpft, dass mein Handy zwar gehackt ist, mir das aber Banane ist, denn ich mach alles öffentlich, und wenn ich fortan rausgehe, dann lass ich dieses verdammte Ding einfach zu Hause, es ist ein Festnetz, und ich bin frei.
Frei aber verbunden, ich agiere nicht im luftleeren Raum, ich lese und sehe über Van Gogh, Af Klint, die ganz die Großen, sie geben mir Rückenwind und die nötige Portion Demut. Ich verhandle mit meinem Psychiater, er ist lustig, trägt ein Shirt auf dem groß 'Plumber' steht und ich lache mich kringelig, weil er so recht hat. Ich habe nicht alles dicht, in meinem Gehirn, und womit er noch recht hat: ich kann stolz drauf sein.
Also nein, es ist nicht direkt eine Midlifecrisis, es ist mehr als das. Ich war bis hierhin eine Marionette meiner eigenen Gedanken zum Leben an sich, das Leben, wie es ist, hat sich zu meinem großen Glück jedoch gedacht: 'Dieser Frau erteilen wir eine Lektion!', das in weiterer Folge getan, ich habe gut zugehört und meine Schritte weise gesetzt. Bin voller Tatendrang und komplett müde, wenn ich was ausbrüte, ist mir das egal, denn ich habe diesen Teil jetzt völlig genossen, und ob das nun weitergeht, mit harter Arbeit und hartem Spaß, oder nicht, ist mir beides recht. Alles ist sehr empfindlich, könnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Na und? So gehört das echte Leben einfach. Jegliche Form von Sicherheit ist trügerisch, eine dicke, fette Lüge. Sich entwickeln und offen die Lernmöglichkeiten erkennen, für Licht und Heiterkeit sorgen, statt das eigene, aufgeplusterte Ego zu hofieren, das ist mein Sinn. Den liebe ich.