Dazwischen
Sonntag, 31. August 2025

Mein liebstes Bild

Habe es unlängst gesucht, da fiel mir ein, dass ich es einer sehr lieben Freundin geschenkt habe. Passt :D

Samstag, 30. August 2025

zu Handen des Sg. Herrn Vizekanzlers

Guten Morgen Herr Vizekanzler,

Heute früh bin ich aufgewacht und habe nachgedacht.

Am Problemantischten in unserer Welt finde ich gerade das 'Ich zuerst - Mindset', auch, wenn es versteckt daher kommt. In so Narrativen wie vom Arbeiterkind zum Beispiel. Stolperte bei the Gram über drei Sätze, die Sie gesagt haben. Sie sähen es eh nicht als Schwäche, ein Arbeiterkind zu sein, wären stolz darauf.

Diese Aussage macht mich unglücklich. Wenn Sie, als Sozialdemokrat betonen, dass es kein Makel wäre, hart zu arbeiten, dann haben wir ein Problem. Weil es, wenn es ein gemeinsames Ziel gibt, an dem wir als Nation arbeiten, keine Standesdünkel geben darf. Jeder ist ein gleich wichtiger Teil eines Uhrwerks, dass wir am Laufen halten wollen.

Leider haben wir ein großes Problem, weil viele nur mehr an sich denken. Das Gemeinsame, Verbindende, wird übersehen, jeder glaubt das Märchen, dass er es schaffen kann, wenn er oder sie die eigenen paar Schäfchen ins Trockene bringt. Die eigene Familie pusht, den eigenen Freundeskreis unterstützt.

Das eigene Land wirtschaftlich gut aufstellt, die eigene Bevölkerung im Glauben lässt, es sich einrichten zu können, in der Bequemlichkeit.

Es klingt so, als hätten Sie es geschafft, aus der Arbeiterschicht raus, das ist erstaunlich. Ich würde diesen körperlichen und geistigen Ort nie verlassen wollen. Ich schäme mich auch nicht dafür, dass ich mit Herz und Seele Handwerkerin bin, wenn es mich abkämpft, dann weil ich einen Einsatz leiste, der mir wichtig ist. Nachhaltig, herausfordernd, kreativ.

Die Summe ist immer mehr, als die einzelnen Teile. Als vereinter Staat von Europa können wir den Anforderungen, die diese kommenden Jahrzehnte uns aufbürden, bestehen. Als Gesellschaft, in der nicht Titel zählen oder ererbte Status, sondern das, was wir auf den Tisch legen können, was wir selbst erarbeitet haben, an geistigen oder materiellen Dingen.

Und nein, konsumieren, wohnen und essen sind noch keine Leistungen.

Jeder Einzlene muss sich fragen: was trage ich bei, zur Verbesserung der Lebensqualität meines Grätzels? Zum Fortbestand der Stadt und zum Aufbau einer Vision für das Land?

Das ist eine Forderung, weil es auf alle ankommt, jede Frau und jeder Mann muss sich Gedanken machen, was er oder sie für Pflichten erfüllen könnte, dass es der Gemeinschaft besser geht, als wenn er oder sie nicht dabei wäre.

Gerade denken die meisten Leute 'wie kann ich das Maximum für MICH herausholen, aus dieser Situation.' Das Maximum ist es, Vizekanzler zu werden. Aus der Fabrik zu entfliehen. Dass man das Klima und die Bedingungen in der Fabrik verbessern kann, in dem man Handwerkszeug, Logistik, Entlohnung, Perspektiven und Wertschätzung steigert, ist nicht priorisiert, es geht darum, als abgekämpfter Arbeiter möglichst früh in Pension gehen zu dürfen. Das ist entweder zu kurz gedacht oder wieder ein grundlegendes Problem der geistigen Arbeit, die in der Überlegung steckt.

Wir brauchen jeden Mann und jede Frau in diesem Land, wenn das was werden soll, mit der Zukunft. Wir dürfen Menschen nicht mit 65 aussortieren, die vielleicht über richtig viel Knowhow verfügen, von dem eine Gesellschaft und eine Firma extrem profitieren können.

Wenn die Arbeitsbedingungen und die Herangehensweise stimmen würden, bin ich mir sicher, dass viele ältere Menschen liebend gerne weiter in ihren Berufen arbeiten, vielleicht mehr beratend, oder anleitend, als körperlich tätig, aber Herr Vizekanzler: bitte schauen sie mal die Filmreihe auf YouTube 'Der letztes seines Standes.' Die Handwerker, die dort vorkommen, sind alte Leute, über fünfundachtzig, in ihrer Vorstellung sollten die am Stammtisch sitzen, oder stricken oder weiß nicht was tun, doch sie sind geistig und körperlich fit, drahtig, machen etwas, ohne zu jammern, weil sie es können, wahre Meister ihrer Fächer.

Schaffen Sie Raum für normale Berufe, seien Sie mutig, verbannen Sie die privaten PKWs aus den Städten, damit kleine Geschäfte wieder notwendig werden, Handwerksbetriebe, Handelsgeschäfte, lokal organisierte Möglichkeiten des Austausches aufblühen.

Förern Sie Innovationen, schaffen Sie Möglichkeiten, dass junge Menschen Geld bekommen, um Firmen zu gründen, sich auszuproberen, etwas zu wagen. Geben Sie der Industrie einen Push, in dem Sie was weiß ich tun, da bin ich kein Experte. Überlegen Sie sich was, aber mit einer anderen Herangehensweise, von Beginn an. Ein Arbeiterkind zu sein ist keine besondere Leistung und es ist um kein Mikron schlechter, als ein Akademikerkind zu sein, diese Klassendenken, das sich hier offenbart, ist ein Elend.

Stellen Sie sich vor, sie wären der König von Wien und niemand hätte es Ihnen gesagt. Was wären Ihre ersten Schritte? Würden Sie freundlich zu ihrem Volk sein, oder es herum scheuchen, Ihre Stiefel zu putzen?

Es geht nicht um ein Pensionantrittsalter, wenn der Klimawandel uns vor Probleme stellt, von denen wir heute noch nicht mal eine Ahnung haben. Es geht um ein Gefühl des Zusammenhalts, das intrinsische Motivation erzeugt, bei der Bevölkerung.

Wofür leben wir? Wofür machen wir unsere Arbeit? Was wollen wir für unsere Kinder, und das Kind eines, uns derzeit völlig Fremden, mit dem unser Kind einst sein Leben verbringen wird? Können Sie sagen, wen ihre Tochter (so Sie eine haben, ich weiß das nicht) einmal heiraten wird, oder eines Ihrer Enkelkinder? Wer der Lebensmittelpunkt Ihrer Nachfahren wird?

So wie Ihre Eltern nicht vorhersehen konnten, wer Ihre Parnterin wurde? Und trotzdem behandeln die meisten Leute einen Fremden als fremd, nicht als Möglichkeit sondern als potentielle Gefahr? Das ist unlogisch. Wollen Sie aussuchen, ob der Partner Ihrer Enkel eh studiert ist, oder nur ein Arbeiter? Glauben Sie, Menschen mit Abschluss in irgendeinem Fach wären die besseren Leute, Bürger, Steuerzahler?

Ich bezweifle das. Dass Arbeiter abgearbeitet sind liegt nicht an der Arbeit an sich, meistens sind die Bedingungen hier in Mitteleuropa eh schon ziemlich gut, wir haben haufenweise Vorschriften, auch zum Glück, die das Wohl des Einzelnen schützen.

Es liegt an der Art, wie man von ihnen redet, wie man denen begegnet, wie man 'Herr Mag.' oder 'Frau Dr.' scharwenzelt, dem Personal beim Wirtn geringschätzig das Essen zurückgehen lässt, der Klofrau jovial 10 Cent hinknallt.

Wie man mit älteren Menschen umgeht, sie aufs Altenteil schiebt, weil man selbst glänzen will, oder weil sie teuer geworden sind, weil sie sich das verdient haben und weil sie es wert sind.

Ich hoffe eigentlich, dass Sie das lesen, werde jetzt nicht unter Ihrem Instapost meine Identität offenbaren, obwohl das eh kein Geheimnis ist, leider, weil auch ich mir Sorgen mache um meinen Job.

Aber wenn Sie, in Ihrer Position, sich mehr Sorgen ums wiedergewählt werden machen, als um die Zukunft der Nation, dann muss ich leider sagen, dass ich Sie nie wählen werde. Wenn Sie die Entscheidung treffen, das Wohl des Ganzen über den kleinen, privaten Gewinn zu stellen, dann denk ich drüber nach. Und nein, Sie brauchen das nicht bekennen, so eine Einstellung sickert aus jeder Zeile, allem was man sagt, aus jedem Lächeln und jeder erhobenen Augenbraue. Weil nur, wenn man das wirklich lebt, ist es wahr, und dann kann man es eh nicht verbergen. Arbeiten Sie dran. So wie wir Arbeiter schuften.

Salü, Liuea

Freitag, 29. August 2025

Vor ein paar Tagen schrieb ich diesen Text, heute ist er fällig:

Hab mal ein Industriedenkmal besucht, in dem unechter Schmuck hergestellt wurde, so bis Anfang der Achtziger Jahre. Dort erzählte man uns, dass die Stahlmodellgraveure echte Rockstars waren. Papa hat mir dann heute von einem Schleifer erzählt, der so gut war, dass er Anfragen nach dem Polieren von billigstem Industriebesteck beleidigt abgelehnt hatte, weil das echt unter seinem Niveau war. Ich glaube, an meinem Selbstverständnis zu arbeiten ist der nächste Schritt.

Seit ich duschen war, und der Stahlstaub von meiner Körperoberfläche abgewaschen ist, fühle ich mich wieder wohl in meiner Haut. Ich bin kein Graveur, aber im Herzen ein Rockstar. Wenn ich eine Bühne sehe, zieht es mich hin und rauf und dort gehöre ich hin. Aus Gründen ist meine Karriere nie in die Gänge gekommen, mit circa zwölf Jahren war Schluss unter den Träumen.

Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen, weitaus schwerer wiegenden jedoch ein großer Segen. Im Verborgenen konnte ich so meinen Geist und das bestimmte Etwas schärfen, das mich ausmacht.

Meine Güte, das super sensitive Hautöl, das mich überzieht, riecht so gut, und fühlt sich dermaßen angenehm an, dass ich gerade bereit für Großes bin.

Ich liebe meine Arbeit, weil sie mir gezeigt hat, dass es möglich ist, Lösungen zu finden. Heute hab ich einem kleinen Patrick sein Bein wieder angeschweißt, sein virtueller, gelber Schwammfreund kann sich freuen. Ich liebe es, mich zu bemühen und dazu zu lernen.

Und dass es nur mein Vogelmann ist, der fehlt, das mag ich nicht so recht glauben. Sicher, heimzukommen vom Feld und in seine Augen zu sehen, das wäre nett. Aber ich kann warten, sehr gut sogar. Es liegt nicht daran, es zieht etwas in mir, gestern hab ich wieder ein kleines Bild gemalt, es ist mir schwer gefallen, weil es recht wenig abstrakt ist, ich wollte mein rotes Fahrrad zeichnen und den Zirkus, der mich als Kind so fasziniert hat. Schlecht ist es eh nicht geworden, es hat was. Könnte sein, dass mir jetzt drei Stunden fehlen, die nächste Seite zu machen. Müdigkeit ist ein Feind. Beim Stahl mit der Trennscheibe bearbeiten ist die Zeit extrem schnell vergangen, auf einmal war es Dreiviertel neun und ich bekam einen Zug nach Hause, und hab die Bim dann gerade so erwischt.

Jetzt sitz ich hier auf meinem tollen Klappbett und denke nach. Es ist ein Ziehen in mir, eine Sehnsucht. Die ist nicht geborgt, das ist ganz meine. Sport, das könnte gefehlt haben, auch, heute. Vielleicht ist es das. Oder, dass ich sein Bild gesehen hab. Der Vogelmann ist so schön.

Kennt ihr das, wenn man ein ungewolltes Mantra hat, das immer wieder kehrt? Bei ihm ist es immer 'für Dich tu ich alles.' anders als das alte 'was soll ich machen?' das früher in mein Gehirn spazierte, pausenlos. Daran erkenn ich die Liebe. Und an den Augen. Aber ich bin schon wieder bei der Liebe, da wollt ich doch gar nicht hin.

Jetzt weiß ich es, die Solitüde fehlt mir heute, das alleine sein. Wenn ich jetzt sofort zu Bett gehe, hab ich sie zu kurz gehabt. Ist es das? Es zieht und zieht und zieht. Jammere ich schon? Oder ist es nur eine Spurensuche?

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