Dazwischen
Dienstag, 22. Juli 2025

Erster Teil - Reisebericht Drosendorf

Ich erzähl' Euch was.

Die Einleitung ist mir gerade in die timeline geflattert:

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Lest das, sonst können wir hier nicht weitermachen. Es ist eine Variante meiner vergangenen Woche, statt Raumschiff ein Renaissance-Schloss, statt unendliche Weiten Wälder, statt der nächsten Spiral-Galaxie ein wildromantischer Fluss und anstelle eines Bordcomputers zum verlieben einem Team angemessen professionell distanzierter, gleichzeitig gerade schön das eigene Herz durchschimmern lassenden vor Ort Verantwortlicher.

Die kulinarischen Wunscherfüllungen aus dem Replikator manifestierten sich als fantastische Pizza mit dem gewissen Kick, das Herz erfreuendem Salat mit dreierlei Ziegenkäse und einem Griesspudding aus dem Himmel, der, vom Bord-Nerd aus Spaß gebaute kleine Roboter ohne spezielle Aufgabe, dafür mit umso mehr ausgelöstem Grinsen bei jeder zufälligen Begegnung als vornehm benannter Windhund, die Begegnungen am Lagerfeuer als diplomatische Gespräche mit Bewohnern fremder Planeten, und einer intellektuellen Idee, die in einer Übergabe, Tränen und künstlerischem Zeitvertreib ihre Vollendung fanden.

Ich war im Schloss und Ort Drosendorf an der Thaya, nahe der tschechischen Grenze, im oberen Waldviertel. Nageln Sie mich noch in zwanzig Jahren drauf fest: Das war der beste Urlaub meines bisherigen Lebens. War in Mexico, Neuseeland, New York und Dresden, Prag, Leipzig und Vicenza, um nur einige zu nennen, es kommt nicht auf den fancy Ort an, es kommt auf 1. die Mission und 2. die Fähigkeit, sie wahrzunehmen an, glaub ich mittlerweile, und das sind Dinge, die kann man nicht kaufen, weder mit Tickets, noch mit Nächten.

Ich liege auf einer Wolke aus Polyester, die hab ich beim Versandhandel bestellt, und berichte:

Vor vielen Jahren sang ich ein Lied.

Heute war kein guter Tag Einer den ich gar nicht mag Und ich weiß es werden weitere folgen Grau in grau Du sagst immer Schau dir den Baum an Manchmal auch Entspann dich doch Doch seit du weg bist Ist alles was mir bleibt Grau in grau

Dann lag ich da in Drosendorf auf einem Plateau, wo auf einer Wiese, die von ur alten Mäuerchen umrahmt ist drei Liegestühle stehen, und sah vermeintlich eine Linde an. Die Schwalben flogen ihre Manöver, das Geräusch des Luftzuges der jungen Elitestaffel bewegte meine fedrigen Haare gefühlt bei jedem Vorbeiflug erneut, und ich sah diesen Baum an. Der sich als eine Freundschaft von sieben Linden herausstellte, wie ich am nächsten Tag bemerkte, als ich drunter auf einem genialen Holzplateau lag, von oben aber aussah, wie aus einem Guss.

Kriege eine Art Bedenken, dass aus meinem Leben zu schreiben, wenn ich es hier darlege. Nur: es muss einfach sein, denn wenn auch nur 7 Menschen Feuer fangen, sich dort ein Zimmer buchen, mit dem Reblaus-Express anreisen und bei Frau Linsbauer im Adeg ein Roggenbrot, Nähnadel oder Faden kaufen, den Griespudding mit Himbeermark beim Failler kosten, oder was Handfesteres geniessen, Mahlzeit prophylaktisch, die, gar nicht dilettantische Pizza im Pop-Up Restaurant in der Schlosstaverne verschlingen oder bei Leonardo im Terrassenbad in der Hängematte liegen, hoffend, dass das große Becken mit dem Sprungturm irgendwann einmal renoviert werden und wieder eingelassen wird, und dann zum Thayabad runter wandern und dem wirklich sehr schönen Fluss Hallo zu sagen, hab ich gewonnen und verloren gleichzeitig, die bestmögliche Variante, immer.

Ich kriege die berühmte Hallstadt & die Chinesen- Panik, nur beim Gedanken daran, gleich darauf folgt der nächste, Schlimme: Wenn mehr Menschen die Zauberhaftigkeit und ja, essentielle Notwendigkeit eines solchen Ortes erkennen, kann ich mir bestimmt nie wieder ein Zimmer dort leisten, aber ich muss das schreiben, weil ich weiß, Menschen, die so etwas nicht schätzen sondern konsumieren möchten, werden dort eh nichts finden, und so viele schlechte Bewertungen schreiben, dass Leute, die auf Befriedigung aus sind, das unter 'ach was, der nächste bitte' verbuchen werden. Da bin ich mir fast sicher. Außerdem hab ich das Schlossgespenst gefunden, und naja, es ist nicht zimperlich mit durchschnittlichen Existenzen, die unlautere Absichten oder gar Schreckliches planen, man munkelt, es wäre irgendein alter Bekannter von König Ottokar, der dessen erfolglosen Versuch, Drosendorf zu erobern durch eine List möglich gemacht hätte, einst, ich kann dazu nicht mehr sagen, außer: Nehmen Sie sich in Acht, wenn sie etwas haben wollen, dass ihnen nicht gehört, und die Besitzrechte sind nicht von Grundbüchern oder finanziellen Mitteln vergeben, nein, nein, die hier gemeinten Berechtigungen kommen aus anderen Sphären.

Ist, wie durch die Schwerkraft-Generatoren-Halle zu wandern, auf der Suche nach dem Bord-Ingenieur, der lt. Logbuch vor zehn Tagen aufgewacht sein sollte, dem man dringend eine wichtige Frage stellen muss, deren Beantwortung für die Sicherheit des gesamten Raumschiffes von enormer Bedeutung ist, und den man einfach nicht zu finden in der Lage ist, bis zum gefühlt echt nahezu letzten Moment, als man erschöpft und kapitulierend beschliesst, die automatische Versorgung der Grünlilien für zwei Tage zu unterbrechen, aus einem gewissen fatalistischen Eskapismus heraus, um ihnen als menschliches Gegenüber das Bedürfnis nach Nahrung und Ansprache ohne getakteter Zufuhr, nur aus Intuition und dem Zufall geborener Zuwendung zu erfüllen und ihm, beim Nachfüllen der Gießkanne auf einmal gegenüber steht, weil er das Pfeifen gehört und das Lied erkannt hat, das einem, ganz ohne dass man es bemerkt hätte, aus dem Lächeln geflogen ist.

Nur um zu erfahren, dass das Problem, weswegen man seit Tagen durchs Schiff streift, längst erkannt und gelöst wurde, der Ingenieur einer ist, der sehen kann, was ist, was nicht ist, und was sein sollte, die Art Mensch, denen man ein Schloss anvertrauen kann, und ein Raumschiff mit Besatzung, ein liebes, eigenartiges Kind, oder einen superschnellen Hund.

So liege ich am Plateau und schau den Baum an, da fällt mir mein zwanzig Jahre altes Lied ein, ich singe es in Gedanken und das kommt raus:

Blauer Himmel (audio/x-m4a, 593 KB)

Dieses war der erste Teil, und vielleicht werden weitere folgen, über Drosendorf-Zissersdorf, my love. :D

www.schloss-drosendorf.com

Freitag, 18. Juli 2025

Malen und staunen

Bei diesen Aussichten, nach einem fabelhaften Frühstück, gibt es wirklich nichts mehr zu beanstanden.

Danke an Aurora aurora.antville.org für die Inspirationen.

youtu.be

youtu.be

Bild ist noch nicht fertig btw.

Guten Morgen :D

Bleibe noch. Ein paar Tage. Alleine. Wenn ich durch die Gänge des Schlosses gehe, treffe ich selten auf andere Menschen. Ein bisschen wie ein Schweigeretreat, so etwas wollte ich immer schon mal machen, seit ich einmal vor 25 Jahren zwei Wochen in Linz mit niemandem geredet hatte, außer dem obligatorischen Guten Tag beim Bäcker, und meine Gespräche mit meiner Familie und meinen Freunden anschliessend, wieder daheim in Wien, eine andere Qualität hatten.

Hier rede ich schon ein wenig, ab und zu, mit wem, möchte das heute jedoch versuchen, auf das Nötigste zu beschränken. Die Einsamkeit und das Heimweh, das reinhauen, dazwischen, will ich erkunden, es gibt so vieles, was ich nicht gedacht hatte, in den letzten Monaten, oder vielleicht sogar Jahren, weil ich mich abgelenkt habe, mit Arbeit und Aufgaben zugekleistert, auch wurde, jetzt herauszufinden, wohin ich meine Schritte als nächstes setzen will, ist ein guter Plan.

Eigentlich wollte ich nach Geras fahren, eine Ausstellung besuchen, aber ich bin sehr früh und müde aufgewacht und werden diesen Tag einfach vor mich hin dröseln. Bisschen spazieren, bisschen unter den Linden sitzen, bisschen Essen kaufen, bisschen Mittagschläfchen machen, morgen ist das Wetter schön, da hab ich eh Pläne outdoor, muss und will ein Bad besuchen. Telefoniere mit daheim jeden Tag, auch wegen der Arbeit vorallem wegen nett, und mein Vater fragt immer im Hintergrund, sobald er merkt, ich bin am Telefon 'War sie schon im Thayabad?' Es ist so nett und witzig, morgen gehe ich da fix hin. Freu mich eh auch riesig drauf, bloß bis jetzt war ja O da, bis vorgestern, genau genommen, und gestern und heute war und ist das Wetter zu schlecht zum baden. Morgen soll es schöner werden, da gehe ich gleich am Vormittag hin, kann dort auch Mittagessen, ich freu mich ziemlich. Glaube, ich werde mir ein SUP ausborgen und mich, wie ein native American fühlend, durch das Wasser gleiten.

Es ist sehr schön hier, was in meiner Seele knirscht, sind die Liebe und die fehlende Ansprache. Ich will diese Leerstelle nicht einfach so füllen, ich möchte sie nutzen. Gestern malte ich an meinem Bild weiter, ich freu mich auf später, weil ich habe einen Plan, wie ich es noch weiter bringen kann. Dann hab ich Musik gehört, bin durchs Zimmer getanzt. Auf einem kleinen Holzplateau unter Linden gelegen, hätte ich mein Telefon am Zimmer vergessen gehabt, hätte ich diese Zeit auch nutzen können, zu geniessen, weil leider Stressterroristische Anrufe kamen, konnte ich das nicht. Es ist mir eine Lehre, heute bin ich nicht zu erreichen. Das Telefon bleibt hier, und ich verzupfe mich :D

Ich muss wohl aufhören, so viel an mich zu denken. Also ich denke vorrangig an O und die Arbeit, jetzt wo der Ex nicht mehr all meine Energie benötigt, sieht man von unter den Linden ab, gestern, darum bin ich sehr auf mich fokussiert. Seht es mir nach, bitte, ich versuche gerade meinen Stellenwert in der Welt herauszufinden, oder besser ausgedrückt: meine Haltung zu mir selbst.

Salü!

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